Diesen Post habe ich im September 2018 veröffentlich. Inzwischen hat sich die Financial Independence-Szene in Deutschland richtig toll entwickelt. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren noch viel mehr werden!
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Dir ist wahrscheinlich schon aufgefallen, dass viele Beiträge in diesem Blog auf Englisch und auf Deutsch verfügbar sind.
Ich denke, diese Art von Zweisprachigkeit ist selten, zumindest habe ich es so noch nicht auf anderen Blogs gesehen. Warum mache ich das?
Ursprünglich hatte ich geplant, ausschließlich auf Englisch zu schreiben, da Englisch immer noch die Lingua Franca des Internets ist. Hinzu kommt, dass die Financial Independence Community sehr stark von den USA und englisch-sprachigen Blogs dominiert ist, so dass Englisch auch aus diesem Grund die erste Wahl ist. Ich möchte meine Erfahrungen und Einsichten gerne so breit wie möglich teilen können.
Aber abgesehen von dieser technischen Frage gibt es ein kulturelles Element, das mir an den USA sehr gefällt, und das auch in der US-FI-Community sehr stark zu spüren ist: eine positive, ermutigende und unternehmungslustige Grundeinstellung.
‘Can-do’-Attitüde
Das ist ein Spirit, den ich auch im wirklichen Leben kennen gelernt habe. Ich bin auf eine amerikanische High School gegangen und habe in verschiedenen europäischen Ländern für eine der großen US-amerikanischen Werbe-Holdings gearbeitet. In der Schule wurden die Schüler für Erfolge gefeiert, egal ob akademisch, sportlich oder künstlerisch – ein Unterschied zu meinen Erfahrungen in Deutschland. Bei der Arbeit gab es flache Hierarchien, und gute Ergebnisse wurden mit einem schnellen Aufstieg belohnt.
Ich denke, diese „Can-do“-Einstellung ist eng mit einer Weltanschauung verbunden, nach der Menschen Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen sollten.
Wenn man sich die historische Entwicklung der US-Gesellschaft ansieht, ist es klar, dass z.B. im Vergleich zu vielen Ländern in Europa mehr auf Eigeninitiative gesetzt wird statt immer gleich nach dem Staat zu rufen. Diese Herangehensweise könnte auch die erfolgreichere sein, wenn es um den Umgang mit den Herausforderungen der digitalen Zukunft geht. Ich glaube, dass man es mit einer – in Deutschland häufig noch vorhandenen – Vollkasko-Mentalität deutlich schwerer haben wird.
Damit will ich nicht ausblenden, dass eine auf Eigenverantwortung setzende Weltanschauung ihre eigenen Probleme auf politischer und sozialer Ebene mit sich bringen kann. Als ich in den 80er Jahren in Alabama lebte, habe ich dort echte Armut gesehen. Und ich habe den Eindruck, dass es nicht überall besser geworden ist, wie auch die hohe Zahl der Obdachlosen in den Tech-Zentren an der Westküste zeigt. Die aufgeheizten Diskussionen um die allgemeine Krankenversicherungspflicht in den USA sind ein weiteres Beispiel.
Du bist nicht allein
Aber gerade für jemanden, der ein langfristiges Ziel wie die finanzielle Unabhängigkeit erreichen will, ist es wichtig daran zu glauben, dass man sein Schicksal selbst in die Hand nehmen kann. Die Idee, sein Geld nicht für Konsum auszugeben, sondern sich eigenbestimmte Zeit zu kaufen, läuft gegen alle Konventionen und den Lebensstil des Mainstreams. Wenn du diesem Weg folgst, wirst es genug Leute in deinem realen Umfeld geben, die dir sagen, dass so etwas nicht funktionieren kann. Sie sind zu sehr in traditionellem Denken gefangen.
Du brauchst deshalb Verbindungen in eine Gemeinschaft mit positiven Vorbildern, die erfolgreich den Weg in die finanzielle Unabhängigkeit eingeschlagen haben und nun ihr Wissen teilen. Es hilft enorm, wenn du Teil einer Gemeinschaft bist, die auf eine Weise interagiert, die Dich ermutigt und motiviert. Die englischsprachige FIRE-Community bietet genau das, und deshalb poste ich auch auf Englisch.
Warum auch auf deutsch?
Okay, aber warum dann doch auf deutsch?
Inzwischen wächst auch die deutsche FI(RE)-Bewegung, und es schreiben mehr deutsche Blogger über breitere Lifestyle-Themen, als man sie auf den traditionellen Finanz-Websites findet. Ich denke, das ist eine super Entwicklung. Sie hilft, die Beschäftigung mit den eigenen Finanzen zu entmystifizieren und zu fördern.
Viele Leute in Deutschland können Englisch eigentlich gut. Aber zu einem Thema wie Financial Independence auf Deutsch lesen und kommentieren zu können, macht es dann doch noch mal viel zugänglicher. Was ich total interessant fand: Meine eigene Schwester, die professionelle Übersetzerin für Englisch / Deutsch ist, und auch privat viel auf Englisch liest, sagte mir, dass sie nie auf die Idee käme, einen Blog zu einem Thema wie persönliche Finanzen auf Englisch zu suchen. Und so geht es sicher auch vielen anderen.
Die deutsche FIRE-Bewegung ist noch sehr jung. In Deutschland gibt es nur wenige – und noch weniger weibliche – Blogger, die bereits die finanzielle Unabhängigkeit erreicht haben und als positive Vorbilder dienen können. Auch deshalb möchte ich, dass möglichst viele Menschen in Deutschland hier mitlesen können.
Und da ich meine Gedanken in beiden Sprachen anbiete, kann dieser Blog vielleicht eine Art Brücke zwischen der englisch- und deutschsprachigen FI-Community bilden.
Katrin / Financial Independence Rocks.
2 Comments
Jenni
September 1, 2020 at 11:37 amFinde ich super, dass du viele Artikel zweisprachig veröffentlichst! Ich habe vor dem Start meines Blogs auch lange hin und her überlegt, ob ich auf Deutsch oder Englisch schreibe. Inzwischen gibt es ja zum Glück eine recht große FIRE-Community in Deutschland 🙂
Financial Independence Rocks!
September 1, 2020 at 1:14 pmDanke für den netten Kommentar, Jenni! Und cooler Blog-Name… 🙂