Das gute Leben FI Lifestyle

Weniger arbeiten, mehr leben

Heute möchte ich dir wieder einen kleinen Einblick geben, was mich auf meiner virtuellen Suche nach einem guten Leben inspiriert hat. Den ersten Beitrag dazu findest du hier.

Was ist ein gutes Leben? Gibt es dafür objektive Kriterien? Welche Rolle spielt die Arbeit dabei? Das sind alles spannende Fragen. Mich hat zu Anfang besonders das Thema Arbeit interessiert. Ich hatte das Gefühl, dass in meinem Leben die Erwerbsarbeit einen zu großen Stellenwert bekommen hatte. Und zwar zulasten von anderen Bereichen, die mir wichtig waren, um mit meinem Leben zufrieden zu sein.

Und dann bin ich zufällig auf einen Film gestoßen, der die Dinge für mich so richtig ins Rollen gebracht hat…

 

Frohes Schaffen

Ich weiß gar nicht mehr genau, wonach ich auf Youtube gesucht habe, ich glaube, nach den Stichworten „weniger arbeiten, mehr leben“. Jedenfalls bin ich auf die kurze Doku über den „Müßiggänger“ Felix Quadflieg gestoßen. Und in der Seitenleiste tauchte dann der Link zur Doku-Fiktion „Frohes Schaffen“ von Konstantin Faigle auf. Der Film war damals noch in voller Länge kostenfrei auf Youtube abrufbar. Ich betrachte das durchaus als einen Wink des Schicksals. Denn der Film hat mir sehr viele interessante Denkanstöße zum kollektiven Blick unserer Gesellschaft auf Erwerbsarbeit, aber auch zu meinen individuellen, bis dato kaum hinterfragten Überzeugungen gegeben.

In „Frohes Schaffen“ wechseln sich Wortbeiträge, Interview- und unkommentierte Sequenzen ab mit der sich ineinander verwebenden fiktiven Story um sechs Protagonisten:

  • Werner, der gutverdienende Ingenieur, dem nach einem Burnout der Verlust seiner Teamleiter-Position droht
  • Marion, die emanzipierte Selbständige, die seit mehreren Monaten keinen festen Auftrag mehr hat
  • Herbert, der fleißige Versicherungsangestellter, der trotz seiner sicheren Festanstellung gelegentlich von einem einfachen Leben irgendwo auf dem Land träumt
  • Sabine, die werdende Mutter, Arbeits- und Überlebenskünstlerin, die sich und ihren Laden mit „günstiger Rohstoffbeschaffung“ über Wasser hält
  • Hartmut, der deutsche Rentner, der als „Phantomkunde“ dreimal in der Woche im Baumarkt nach dem rechten schaut
  • Und Jochen, Single ohne Prinzip und glücklicher Müßiggänger mit 3-Tages-Teilzeit-Job in einem Matratzengeschäft

Konstantin Feigle lässt verschiedene Wissenschaftler und Autoren aus den Bereichen Psychologie, Wirtschaft, Geschichte, Sozialwissenschaften, Philosophie und Pädagogik zu Wort kommen. Aber auch „ganz normale“ Bürger, Aktienhändler, Aktivisten, eine Arbeitslosen und viele weitere. Und das nicht nur in Deutschland, sondern auch an der Wall-Street und Ground Zero in New York, in Kalifornien und in Paris.

Von erhellend bis bizarr

Der Film macht deutlich wie sich „Arbeit“ im Laufe der Zeit verändert hat und wie sehr die berufliche Tätigkeit heute Teil unserer Identität ist. Dabei gibt es auch Einblicke in neue Möglichkeiten des Kosten-Arbitraging wie durch die Auslagerung von Arbeiten in die Emerging Markets. Und du lernst ein eher skurill-anmutende Projekte für den Umgang mit Arbeitslosigkeit kennen, das Real Life Center, eine Aktivierungsmaßnahme für Arbeitslose in Hamburg.

Die Story um die Protagonisten, die eine Möglichkeit zeigt, erstrebenswerte Erwerbsarbeit anders zu definieren als einen Vollzeitjob und trotzdem – oder gerade deswegen mit dem Leben zufrieden zu sein – kann man mögen oder nicht. Ich fand’s sehr sympathisch.

Aber schau selber:

Konstantin Feigle: „Frohes Schaffen – ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral (kein Affiliate-Link)

 

The Idler Academy

Wenn Du Dir „Frohes Schaffen“ angeschaut hast, weißt Du, wie ich auf die Idler Academy gekommen bin. Dort taucht als Interviewpartner nämlich ein leicht exzentrisch wirkender Engländer auf, der danach auch als „Dozent“ der „Idler’s Academy“ gezeigt wird. Das hat mich interessiert und ich habe nach Tom Hodgkinson und seiner „Idler Academy“ recherchiert.

Bei dem was ich gefunden habe, war ich positiv überrascht. Die Sequenzen im Film waren eher ins Absurde überzogen, und so war ich sehr angetan, dass die „Idler Academy“ neben Präsenz- unter anderem auch Online-Kurse zu Themen wie Philosophie, Geschichte des Kochens oder Rhetorik/Public Speaking anbietet. Und einen Kurs mit dem Gründer Tom Hodgkinson, in dem es ganz konkret darum geht, wie ein gutes Leben mit weniger Arbeit und mehr Zeit für Muße aussehen kann. Muße hier auch wieder nicht im Sinne von Nichtstun, sondern dem Verfolgen von kreativen Tätigkeiten oder sozialer Geselligkeit unabhängig von Erwerbsarbeit.

Mehr vom Idler

Ursprung der Idler Academy ist die Zeitschrift „The Idler“, die Tom Hodgkinson mit einem Partner 1993 ins Leben gerufen hat. Nach einem Crowdfunding-Projekt (an dem ich mich auch beteiligt habe), erscheint die Zeitschrift inzwischen sechs mal jährlich. Es gibt sie als Print und Digitalausgabe, und das Angebot der Academy ist ausgebaut worden. In diesem Jahr gab es zum ersten Mal ein eigenes Idler-Festival in England. Das Idler-Team ist regelmäßig auf anderen Festivals zu Gast, und es werden verschiedene Retreats angeboten.

Wer sich für eine manchmal etwas schräge Sicht der Dinge, und mit viel Engagement und Herzblut erstellte Inhalte begeistern kann – und natürlich für die Themen, die der Idler und die Idler Academy bedienen, wird hier auf der Suche nach Inspiration für ein gutes Leben bestimmt fündig.

Aber schau selber:

The Idler (kein Affiliate-Link)

 

Escape Everything

Und auch der Idler hat mich wieder einen Schritt auf meiner eigenen Reise weiter gebracht. Einer der Autoren, die regelmäßig für den Idler schreibt ist Robert Wringham. Wringham lebt abwechselnd in Glasgow und Montreal. Er hat mehrere Jahren lang die Zeitschrift „New Escapologist“ herausgebracht und betreibt den gleichnamigen Blog. Was mich besonders interessiert hat war sein Buch „Escape Everything“. Es ist inzwischen unter dem Titel „Ich bin raus“ auch auf Deutsch erschienen.

Das Buch ist ausgesprochen unterhaltsam geschrieben und setzt sich kritisch mit unserem Verständnis von Arbeit, Konsum und einem guten Leben auseinander. Wusstest Du, dass es im Mittelalter im Vergleich zu heute eine unglaublich hohe Menge an Feiertagen gab? Was haben Beruf und Berufung miteinander zu tun? Warum ist eigentlich die immer weitere Verkürzung der Arbeitszeit nicht eingetreten, die Ökonomen Anfang des 20. Jahrhunderts vorausgesagt haben?

Escape to something

Mir gefällt sehr gut, dass Robert Wringham konkrete Möglichkeiten beschreibt, weniger arbeiten – mehr leben für sich selbst umzusetzen. Und er ist das beste Beispiel. Als Autor, Comedian und freiberuflicher Bibliothekar verdient er genug Geld, um sein Leben zwischen Glasgow und Montreal zu finanzieren. In seinem Buch zeigt er weitere reale Personen, die ihre persönliche Work-Life-Balance durch Vorgehensweisen erreicht haben, die man reproduzieren kann. Sicher werden dir die Wege unterschiedlich gut gefallen, aber so ist für jeden etwas passendes dabei.

Auch wenn sein Buch „Escape Everything“ heißt, geht es nicht nur darum, dem System aus Arbeit und Konsum zu entkommen. Das finde ich ganz wichtig. Er widmet einen Teil des Buches auch dem „escape to something“. Nämlich den Dingen, mit denen sich „Escapists“ in der freien Zeit beschäftigen, die sie durch die Veränderung ihres Lebensstils gewonnen haben. Mich hat das sehr inspiriert.

Aber schau selber:

Robert Wringham, „Escape Everything“ (kein Affiliate-Link)

Robert Wringham, „Ich bin raus“ (kein Affiliate-Link)

 

Katrin / Financial Independence Rocks.

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