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Lebenslanges Lernen – nicht nur fürs Humankapital

Ich bin Fan davon, sich das ganze Leben lang weiterzuentwickeln und Neues zu lernen. Das muss nicht auf einer formalen Basis passieren, so wie während Schule, Ausbildung oder Studium. Vielleicht macht es dir Spaß, dich in einem bestimmten Gebiet selber weiterzubilden, und das gerade nicht im Rahmen einer formalen Qualifikation zu tun.

So mache ich es meistens auch. Den größten Teil meines Wissens über persönliche Finanzen oder auch Immobilien habe ich auf diese Weise erworben. (Und natürlich über praktische Erfahrungen). Trotzdem bin ich jetzt nochmal eine Stufe weiter gegangen und habe mich entschieden, mich für einen post-grad Kurs in Philosophie einzuschreiben. Mich reizt die Challenge, die mir vielleicht doch ein bißchen gefehlt hat

Frugal ist es ja nun nicht…

Ehrlicherweise habe ich schon mehrere Jahre hin- und her überlegt, ob ich das noch machen soll, obwohl ich diese Qualifikation ja nicht wirklich brauche. Im Sommer hatte ich die Einschreibung aus diesem Grund schon einmal abgebrochen. Und dann hörte ich von verschiedenen Freunden und Bekannten, dass sie sich gerade für Fortbildungen entschieden hatten, die auch nicht unbedingt notwendig, und mit ähnlich hohen Kosten verbunden waren wie mein Programm, wenn ich es bis zum MA fortsetze. Das war super, denn es hat mir den notwendigen Kick gegeben, endlich Nägel mit Köpfen zu machen. 

Eingeschrieben habe ich mich wieder bei der Open University in England, an der ich schon einen Bachelor in Geisteswissenschaften gemacht habe. Ich habe auch eine zeitlang mit dem Gedanken gespielt, stattdessen an der Universität in meiner Stadt zu studieren. Aber beim Durchsehen der Website der Uni habe ich wieder gemerkt, dass die deutsche Herangehensweise einfach eine andere ist, die mir deutlich weniger liegt als die “Anglo”-Variante. Bei einem Vollzeit-Präsenzstudium würde ich mich zeitlich auch mehr binden, als ich es aktuell möchte. 

Dies als kleines Update dazu, was sich gerade so mache. Und es hat mich auf die Idee gebracht, in diesem Post über einige Tools und Plattformen zu schreiben, die ich selber nutze oder genutzt habe. Vielleicht ist ja auch etwas Interessantes für dich dabei.

 

Duolingo

Duolingo (kein Affiliate) kennst du wahrscheinlich schon. Wenn nicht: Das ist eine App zum Sprachen lernen. Gibt auch noch andere, die ich aber noch nicht ausprobiert habe. Ich lerne mit Duolingo Italienisch. Die App funktioniert auf dem Smartphone und auf dem Tablet. Aber du hast auch Access über eine normale Website. 

Nach meinem aktuellen Infostand kann man auf Deutsch Englisch, Französisch und Spanisch mit Duolingo lernen. Wenn du dich traust, das lernen auf Englisch zu probieren, ist die Sprachauswahl gigantisch. Da Vokabeln und Grammatik in einer neuen Fremdsprache erst einmal sehr einfach vermittelt werden, würde ich es auf jeden Fall einmal ausprobieren. 

Je nach Beliebtheit der Sprachen ist das Lernprogramm mehr oder weniger ausgefeilt. Ich wollte zum Beispiel auch anfangen, mit Duolingo zumindest ein paar Basiskenntnisse in Ungarisch aufzubauen. Da sind aber einige Inhalte noch beta, und im Vergleich zum Italienisch-Programm sind weniger Vokabeln mit Aussprache eines Muttersprachlers abrufbar. Aber hey, die Variante in der ich lerne, ist kostenfrei, das ist dann wirklich Jammern auf hohem Niveau…

 

Die Zeit Akademie

Als ich aufgehört habe angestellt zu arbeiten, war mir von Anfang an klar, dass ich einen Teil meiner Zeit nutzen will, um mich wieder mehr mit Themen aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich zu befassen. Das hatte mir als Gegenpol zum Job bei meinem Bachelor-Studium an der Open University super gefallen. Es war aber natürlich auch ein großer zeitlicher Aufwand neben der normalen Arbeitswoche, Kind, Haushalt etc.. Und nachdem der formale “Druck” durch das Studium nicht mehr da war, habe ich mir für dieses Interesse wenig Zeit genommen. 

Jedenfalls habe ich mich dann als Early Retiree im Internet umgeschaut, und bin auf die Zeit Akademie (kein Affiliate) gestoßen. Dort gab (und gibt) es zu einer Vielzahl von Themen Kurse, auch außerhalb der Geisteswissenschaften. Formate sind online, DVD oder Audio. Damals gab es die Kurse nur einzeln gepriced. Inzwischen gibt es auch ein Abo-Modell. 

Ich habe mir den Kurs Politische Philosophie gekauft und, wenn ich mich richtig erinnere, zwei literaturwissenschaftliche Kurse. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mir der Philosophie-Kurs nicht wirklich gefallen hat. Das hatte aber eher mit der Präsentation als mit den Inhalten zu tun. Alle Bewertungen auf der Kurs-Seite sind positiv, deshalb solltest du meinen Eindruck nicht als Maßstab nehmen. 

 

Die Idler Academy

Wenn du dich auf englische Inhalte einlassen magst, und auf eine eher unkonventionelle Plattform, dann schau dir doch mal die Idler Academy (kein Affiliate) an. Vielleicht bist du ja auch schon in meinem Post Weniger arbeiten, mehr leben auf diese Plattform gestoßen.

Die Idler Academy wurde von Tom Hodgkinson gegründet, der auch die Zeitschrift Idler verlegt. Er setzt sich für das gute Leben im Sinne der antiken griechischen Philosophen ein, und hat Bücher wie How to be free, The Idle Parent, und Business for Bohemians veröffentlicht. (Kleiner Disclaimer: beim Crowdfunding zum Ausbau der Academy habe ich investiert, weil ich die Idee cool finde. Also ein Investment aus Liebhaberei, einen möglichen Return gäbe es nur bei einem Verkauf der Academy, von dem ich nicht ausgehe. Ich verdiene also nicht daran, wenn du dort etwas kaufst).

Die Kurse dort decken inzwischen eine breite inhaltliche Range ab, von Philosophie über Ukulele-spielen-lernen bis zur Geschichte des Kochens. Sie sind einzeln zu kaufen, oder aber auch als Academy-Abo erhältlich. Die Qualität der Kurse variiert – wieder nur meine persönliche Meinung. Super fand ich zum Beispiel Toms eigenen Kurs How to Be Idle, Bill Anderson, der Idle Beekeeping erklärt (auch wenn ich keine Ambitionen zum Imkern habe), oder auch A History of London mit Matthew Green – obwohl ich sein Buch zum selben Thema schon gelesen hatte. Das Gegenteil ist mir mit Robert Wringhams Kurs How to Escape in der Idler Academy passiert: sein Buch Escape Everything (kein Affiliate) finde ich grandios. Es gibt auch eine deutsche Ausgabe, vielleicht sogar in deiner lokalen Bibliothek. Der Kurs war so nah am Buch, mit logischerweise weniger Inhalt, dass ich ihn enttäuschend fand. 

Insgesamt sprechen mich der Stil und die teilweise schrägen Typen und unerwarteten Themen – wolltest du immer schon mal wissen, wie man Tarot-Karten liest? – mehr an, als die Kurse, die ich mir in der Zeit Akademie angeschaut habe. Aber mach dir wie immer dein eigenes Bild.

 

Open Yale

So, und jetzt kommen wir wahrscheinlich zum Top-Level, was akademische Qualität angeht. Und zwar zu den Online-Kursen der Yale University. Ich finde das Angebot genial. Soweit ich weiß, steht zumindest ein Teil der Kurse auch über Plattformen wie Coursera zur Verfügung. Dort kann man dann sogar Übungen und Tests machen. 

Ich selber habe bis jetzt nur einmal eine MOOC-Plattform (MOOC steht für Massive Open Online Courses) genutzt. Es gibt sicher auch deutschsprachige Angebote, aber da kenne ich mich nicht aus. Mich haben eher die kompletten Vorlesungen gereizt. Und dafür ist das Angebot auf der Yale-eigenen Plattform super. 

Inzwischen habe ich mir diverse Vorlesungen aus den Bereichen Economics, Geschichte und Philosophie angeschaut, und bin jedes mal wieder begeistert. Es ist schon abgefahren, dass man, egal von wo in der Welt, zum Beispiel an der gleichen Vorlesung eines Nobelpreisträgers teilnehmen kann wie ein Yale-Student.

Spannender Stoff, interessante Menschen

Auch in Yale gefallen einem die Professoren mit ihrem persönlichen Stil natürlich besser oder weniger gut. Mein aktueller Favorit ist John Merriman, ein Amerikaner, der zeitweise in Frankreich lebt, und dessen Spezialgebiet französische Geschichte ist. Und falls du mal in seine Kurse reinschaust, ja, auch wieder ein sehr origineller Typ, du weißt ja inzwischen, wie ich ticke…

Was mir bei Yale und Nobelpreisträger Robert Shiller gerade einfällt: die erste Veranstaltung, die ich mit Robert Shiller gesehen habe, war ein Broadcast der London School of Economics (LSE). Das ist auch eine fantastische Ressource für öffentliche Vorträge und Diskussionen zu wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Themen. 

 

Die Open University

Und jetzt noch ein paar Worte zu “meiner” Uni. Die Open University ist die größte staatliche Universität in UK und Europa. Sie ist im wesentlichen eine Fernuniversität. Fernunis gibt es auch in anderen Ländern, aber die Open University hat noch eine Besonderheit: sie wurde Ende der 1960er Jahren spezifisch gegründet, um auch Menschen ein Universitätsstudium zu ermöglichen, die keinen dem Abitur vergleichbaren Schulabschluss haben. 

Die Studiengänge der OU sind in UK gleichwertig zu den anderen staatlich anerkannten Universitäten. Du könntest also mit einem Bachelor der OU einen Master in Oxford oder Cambridge machen. (Für den Master selber brauchst du auch an der OU einen Bachelor, die Zugangs-Offenheit bezieht sich also nur auf den ersten Abschluss). Innerhalb der EU ist die Anerkennung der Abschlüsse leider nicht einheitlich, und es gibt auch Unterschiede zwischen dem, was einzelne Universitäten zum Beispiel für Master-Studiengänge anerkennen. Dazu musst du dich gegebenenfalls individuell erkundigen.

Eine besonderes Lern-Erlebnis

Mich haben an der Open University von Anfang an das Studiensystem und die Lehrmaterialien begeistert. Ich habe auch an zwei deutschen Unis studiert, aber mir hat das Gesamtpaket an der OU einfach besser gefallen. Möglicherweise wäre ich von der Didaktik eines Studiums an der Fernuni Hagen genau so angetan gewesen. Wenn du dich für ein Fernstudium in Deutschland interessierst, ist das wahrscheinlich ein guter erster Anlaufpunkt.

Bei meinem Programm findet inzwischen praktisch der ganze Kurs online statt: das Lehrmaterial steht online, Tutorials laufen über Videokonferenzen, die Tutoren-Gruppe nutzt für Diskussionen ein eigenes Online-Forum und ich habe einen online-Zugriff auf die Universitätsbibliothek. Meine Hausarbeiten musste ich schon in den letzten Jahren meines BAs online einreichen.

Ich bin gespannt, wie sich mein Studium entwickeln wird. Und ich hoffe, dass sich aus den Themen auch interessante Ideen für Posts auf meinen Blog ergeben. Wenn du Lust bekommen hast, dich auch intensiver mit dem Thema persönliche Fortbildung zu beschäftigen – es gibt dafür die unterschiedlichsten Ansätze, bestimmt findest du etwas, das genau für dich passt.

Katrin / Financial Independence Rocks.

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2 Comments

  • Reply
    Noemi
    October 11, 2019 at 3:53 pm

    Hallo Katrin,
    das liest sich alles interessant, ich werde mir die Links mal in Ruhe anschauen. Danke!

    Ich habe schon Kurse über Coursera gemacht, kostenlos. Eine Einführung in die Psychologie und “The Science of Well Being” (Yale), den ich sehr empfehlen kann (https://www.coursera.org/lecture/the-science-of-well-being/overview-1SQxW).
    Jetzt bin ich mit meinem Master an der SRH Fernhochschule beschäftigt und bin mit der Hochschule sehr zufrieden, die haben da teilweise top Dozenten.

    Genau wie dir ist mir lebenslanges Lernen wichtig, und es gibt da ja wirklich klasse Angebote, mit oder ohne offiziellem Abschuss, kostenlos und kostenpflichtige, kurze oder länger andauernde Kurse und zu allen möglichen Themen/Fächern.

    Grüße,
    Noemi

    • Reply
      Financial Independence Rocks!
      October 11, 2019 at 5:44 pm

      Hallo Noemi,
      danke fürs Vorbeischauen und Kommentieren!

      Freut mich, dass etwas für Dich dabei war. Und super, dass Du noch ein paar Tipps geteilt hast. Die sind bestimmt auch für andere Leser interessant- und ich werde mir die SRH Fernhochschule auf jeden Fall anschauen.

      Bis bald!

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