Personal Finance

Investier die Differenz (2) – Einkommen aufbauen mit Aktien

Du möchtest dich unabhängiger von deinem Arbeitseinkommen machen. Super! Wie geht das? Du gibst du weniger aus, als du einnimmst, und investierst die Differenz in deinen Vermögensaufbau. Das heißt, du investierst einen Teil deines Einkommens nicht in Konsum oder Bargeld-Rücklagen, sondern erwirbst Assets, d.h. Vermögenswerte. Diese sollen langfristig im Wert steigen und/oder laufende Einnahmen abwerfen.

Innerhalb der Möglichkeiten, wie du Vermögen und Einkommensströme schaffen kannst, gibt es aktivere und weniger aktive Varianten. Zur aktiven Variante „Unternehmertum“ findest du einen Post hier. Und auch innerhalb der unterschiedlichen Assetklassen gibt es aktivere und weniger aktive Möglichkeiten.

Falls du dich selber noch nicht intensiver mit dem Thema Aktien befasst hast, möchte ich dir hier einige Basisinfos zusammenstellen. Wie immer der Hinweis vorab: ich bin kein Finanzberater und gebe auch keine Anlageempfehlungen. Ich teile auf meinem Blog nur mein eigenes Wissen, meine Erfahrungen und meine Einschätzungen. Bevor du eine Anlagentscheidung triffst, solltest du dich breit informieren und dir dein eigenes Bild machen.

 

Wie(so) kannst du mit Aktien Vermögen aufbauen?

Warum glauben viele Investoren überhaupt, dass sich mit Aktien ein Vermögen aufbauen lässt? Sind das alles Spekulanten oder Spieler wie man in Deutschland oft hört? Ist die Börse ein Kasino?

Leider ist in Deutschland der Wissensstand über Aktien und damit auch die Aktionärsquote (Anteil der Menschen, die Aktien direkt oder in Fonds halten) sehr niedrig.

Das ist nicht wirklich rational, denn Aktien sind ja grundsätzliche einfach nur Anteile an börsennotierten Unternehmen. Und die börsennotierten Unternehmen sind Teil der nationalen und globalen Wirtschaftsleistung.

 

Risiko-Diversifikation zum Erwerbseinkommen

Wenn man also davon ausgeht, dass es auch langfristig eine – optimalerweise wachsende – Wirtschaftleistung gibt, macht es sehr viel Sinn, daran beteiligt zu sein – und zwar unabhängig von der eigenen Erwerbsarbeit. Damit ist man nämlich sowieso von der Wirtschaftsentwicklung abhängig.

Es ist also eigentlich spekulativer/riskant, sich langfristig nur von einem Arbeitgeber oder einer Branche – in Deutschland sind Quereinstiege in andere Branchen eher nicht üblich – abhängig zu machen. In Anteile von Unternehmen oder Branchen zu investieren, die nichts mit dem eigenen Job zu tun haben, ist grundsätzlich also eine Risiko-Diversifikation.

Wenn du finanziell unabhängig werden willst, möchtest du aber ja nicht nur ein theoretisches Risiko-Gegengewicht zu deinem Job aufbauen. Du willst Einkommensströme aufbauen, die dein Erwerbseinkommen ergänzen oder sogar ganz ersetzen. Dies kann bei einer Investition in Aktien auf zwei unterschiedliche Arten funktionieren, die optimalerweise zusammen wirken.

 

Wachstum

Historisch und global haben die Aktienmärkte sich langfristig positiv entwickelt (auf dem Chart musst du “Max” einstellen). Es hat zwar immer wieder – teils drastische – Kurseinbrüche gegeben. Und es gab auch Phasen mit langen Seitwärtsbewegungen. Aber diese nivellieren sich in der Langfristbetrachtung.

Es ist also grundsätzlich möglich, für den eigenen Vermögensaufbau von diesem Wachstum zu profitieren. Entsprechende Gewinne lassen sich (anteilig) realisieren, so dass du dadurch einen Einkommensfluss realisieren kannst. Dies ist auch die Grundidee der 4%-Regel.

 

Ausschüttungen

Der zweite mögliche Einkommensstrom ergibt sich bei einer Anlage in Aktien aus der Ausschüttung von Dividenden. Nicht alle Unternehmen zahlen Dividenden. Normalerweise werden Dividenden als Anteil des Gewinns ausgezahlt. Gerade sehr wachstumsorientierte Unternehmen im Tech-Sektor entscheiden sich häufig, Gewinne vollständig oder zu einem sehr hohen Anteil wieder in das Unternehmen zu re-investieren. Hohe Dividenden zahlen in der Regel eher „langweilige“ Unternehmen wie Konsumgüterhersteller, Banken, Energie- oder Telekommunikationsunternehmen.

Hier gibt es aber auch kein richtig oder falsch. Die Gesamtrendite ergibt sich aus Kurssteigerung UND Dividende. Und die pendelt im Durchschnitt eben auch um den historischen Durchschnitt. Es gibt also eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass hohe Dividendenausschütter geringere zukünftige Wachstumsraten haben als Unternehmen, die ihre Erträge eben genau in zukünftiges Wachstum investieren. Aber das ist keine Garantie, denn gerade in neuen (Wachstums-)Märkten sind zukünftige Entwicklungen auch schlechter einzuschätzen.

Grundsätzlich musst du als Investor die Geschäftsmodelle der unterschiedlichen Arten von Unternehmen und die damit verbundenen Chancen und Risiken verstehen. Und das bringt mich auch schon zum nächsten Punkt. Denn dies gilt ganz besonders, wenn du in Einzelaktien investieren möchtest.

 

Einzelaktien

Der Vermögensaufbau mit Einzelaktien ist ein sehr aktiver Prozess. Du musst dich intensiv mit den Zahlen des einzelnen Unternehmens beschäftigen, aber auch mit der Branche an sich, den Wettbewerbern usw.. Und das ist nach meinem Verständnis auch nach dem Kauf der Aktie nicht vorbei.

Ich gehe zwar davon aus, dass du bei einer Langfriststrategie daran interessiert bist, deine Aktien auch lange zu halten. Aber trotzdem kann sich ein einzelnes Unternehmen wider Erwarten auch so schlecht entwickeln, dass es mehr Sinn macht, Anteile auch wieder zu verkaufen.

 

Den „fairen“ Wert eines Unternehmens zu erkennen ist sehr schwer

Persönlich sehe ich die Anlage in Aktien einzelner Unternehmen sehr kritisch. Ich habe während meines Berufslebens an vielen Stellen gesehen, dass es auf Basis der veröffentlichten Informationen für Privatanleger praktisch unmöglich ist, zu einer wirklich realistischen Einschätzung zur aktuellen Geschäftssituation und dem „fairen“ Wert eines Unternehmens zu kommen.

Leider gilt das nach meiner Erfahrung auch für viele professionelle Analysten. Allerdings sind diese auch nicht unbedingt unabhängig. Man sollte sich also auch bei Analysten anschauen, in welcher Beziehung ihr Institut zum bewerteten Unternehmen steht. Es macht – wie eigentlich immer – Sinn, sich einfach mal zu fragen, wem etwas nützt, und ob die Ziele des Nutznießers sich mit den eigenen Zielen decken.

 

Aktiv gemanagte Investment-Fonds

Das gilt auch bei aktiv gemanagten Investment-Fonds. Diese Fonds investieren in mehrere Unternehmen, z.B. nur in Blue Chips (Firmen mit hoher Marktkapitalisierung) oder bestimmte Branchen. Je nachdem, wie breit sie diversifiziert sind, wird damit gegenüber der Investition in einzelne Unternehmen das Ausfallrisiko gemindert.

Für das aktive Management werden Gebühren und Ausgabeaufschläge fällig. Diese sind inzwischen transparenter als früher. Die Gebührenstrukturen können trotzdem noch komplex und in ihren Implikationen für den Privatinvestor schwer verständlich sein.

Grundsätzlich ist es ja in Ordnung, dass ein gutes Anlage-Management auch vernünftig vergütet wird. Ob die Gebühren angemessen sind, würde ich auf Basis der Ergebnisse entscheiden. Das allerdings auch erst jetzt, nachdem ich mich seit langem mit dem Thema beschäftige und auch entsprechendes „Lehrgeld“ gezahlt habe.

 

Problem laufende Kosten

Auch wir haben Investment-Fonds gekauft, die von der Bank empfohlen wurden. Und wir fanden uns schon smart, weil der Ausgabe-Aufschlag bei Kauf über die Direktbank 50% rabattiert war oder gar nicht anfiel. Dabei haben wir aber leider gar nicht darüber nachgedacht, was die laufenden über 2% Gebühren pro Jahr für die Gesamtrendite bedeuten. Gerade bei stark steigenden Kursen fällt das auch weniger auf, weil die Kursentwicklung ja trotzdem gut aussieht.

Wenn man aber die Höhe der Gebühren berücksichtigt, ist es gar nicht so verwunderlich, dass je nach untersuchtem Segment zwischen 85 und fast 100% der Fondsmanager es nicht schaffen, ihren Benchmark-Index kontinuierlich zu schlagen . Um genau das zu tun, bezahlt man ja aber eigentlich für das aktive Management.

Jetzt kann man natürlich versuchen, einen der besser abschneidenden Fonds auszuwählen. Das wird allerdings dadurch zusätzlich erschwert, dass die überdurchschnittliche Performance der Vergangenheit keine überdurchschnittliche Performance in der Zukunft garantiert. Die Wahrscheinlichkeit ist sogar höher, dass auf gute Performance schlechte folgt, deshalb entsteht das Problem, den Index kontinuierlich zu schlagen.

 

ETFs (Exchange Traded Funds)

Wem aktive Selektieren von Einzelaktien zu aufwendig oder zu wenig diversifiziert ist, und wer wie ich auch keine aktiv gemanagten Indexfonds kaufen möchte hat eine andere Möglichkeit. Es gibt Fonds, die nationale Indizes wie z.B. den S&P 500 oder den DAX oder auch globale Indizes wie den MSCI World 1:1 nachbilden. Diese Fonds werden in Deutschland unter dem Namen Exchange Traded Funds oder kurz ETFs angeboten.

Hierbei gibt es unterschiedliche Methoden. Die einfachste, die ich selber auch präferiere, ist die physische Replikation. Das heißt der Fonds kauft die im Index enthaltenen Aktien tatsächlich entsprechend ihrer Gewichtung im Index. In bestimmten Intervallen werden die Gewichtungen aktualisiert. Dies ist also ein weitgehend passives Investment (passiv = es kümmert sich kein aktiver Manager um die Zusammensetzung des Fonds).

Damit entspricht die Performance des Index-Fonds im wesentlichen der Performance des zugrundeliegenden Index. Du kannst den Index hier also nicht outperformen, wie du es z.B. mit einer einzeln selektierten Aktie tun könntest. Auf der anderen Seite performt das Investment auch nie schlechter als der Markt.

 

Sehr niedrige Gebühren

Da hier kein aktives Management betrieben wird, sind die Gebühren sehr niedrig. ETFs auf breite und beliebte Indizes wie den S&P 500 werden in Deutschland schon für unter 0,1% jährliche Gebühren angeboten. Sie sind über viele Online-Banken sehr einfach handelbar. Viele bieten auch ETF-Sparpläne an.

Auch hier man trotzdem wieder ein bisschen aufpassen. ETFs haben in den letzten Jahren enorm an Beliebtheit gewonnen und werden in der professionellen Vermögensverwaltung noch viel stärker genutzt als im Endkundenbereich. Gerade im Endkundenbereich werden inzwischen aber auch Branchen- und andere exotische komplexe ETF-Produkte aufgelegt.

 

Die Bank gewinnt immer…

Warum? Weil die Emittenten damit im Vergleich zu den simplen ETFs wieder höhere Gebühren realisieren können. Es gibt auch „ETF-Dachfonds“, wo du dann wieder jemanden bezahlst, der ein ETF-Portfolio für dich zusammenstellt. Du zahlst also auf die niedrigen ETF-Gebühren dann wieder Management-Gebühren.

Das alles widerspricht der Grundidee des ETFs komplett, und damit gehen nach meiner Meinung auch die Vorteile verloren. Wenn man die Philosophie der „passiven“ Anlage verfolgen möchte, kann man sehr leicht mit wenigen ETFs ein globales Portfolio aufbauen. Eigentlich braucht man sogar nur einen einzigen „World“-ETF. Wenn man wie ich eine etwas differenziertere Strategie verfolgen möchte, reicht das nicht ganz. Aber bevor man in „paralysis by analysis“ verfällt, lieber erst mal mit einem „World“-ETF anfangen und vom Zinseszins profitieren. Dann kann man sich parallel weiter schlau machen, und das ETF-Portfolio gegebenenfalls diversifizieren.

 

Weiterführende Ressourcen zum Thema

Da es schon viele sehr gute Ressourcen zum Thema gibt, werde ich zu allgemeinen ETF-Strategien keine eigenen Posts schreiben. Schau dich zu auch für komplette Anfänger gut verständlich vermittelten Basics zum Beispiel mal auf Finanztip und Finanzfluss bzw. den zugehörigen YouTube Kanälen um. Und wenn du dich dann fundiert mit dem Thema beschäftigen möchtest, würde ich dir als “Standardwerk” Gerd Kommer, “Souverän invstieren für Einsteiger. Wie Sie mit ETFs ein Vermögen bilden.“ empfehlen.

Wenn ich dir Bücher vorschlage, hier noch ein Spartip: Schau doch einfach, ob du das Buch über deine lokale Bücherei bekommen kannst.

Katrin / Financial Independence Rocks.

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