Dies ist Teil 3 meiner Post-Serie, die dir helfen soll, deine Ausgaben zu senken.
Hier findest du Teil 1 und Teil 2.
Deutsche Haushalte geben ca. 14% ihrer Gesamtausgaben für Verkehr/Mobilität aus.
Sieht es bei dir ähnlich aus? Dann lass uns schauen, wie du hier sparen kannst.
Um zu erkennen, wo du deine Ausgaben senken kannst, musst du natürlich zuerst einmal wissen, wie viel du überhaupt pro Monat ausgibst.
Wenn das klar ist, kannst du dir die unterschiedlichen Kategorien deiner Ausgaben genauer daraufhin anschauen, wo sich Sparpotential verstecken könnte. Dabei ist es wichtig, dass das Ergebnis ein Lebensstil bleibt, mit dem du dich dauerhaft wohlfühlst. Eine Ausnahme: Solltest du aktuell noch Konsumschulden haben, dann solltest du alle Ausgaben auf das Allernotwendigste zurück fahren, bis diese Schulden getilgt sind.
Okay, und jetzt geht’s ans Eingemachte.
Wie kannst du deine Ausgaben für Transport/Mobilität senken?
Da ich hier meine Erfahrungen teile, muss ich ehrlicherweise leider sagen, dass unser eigenes Set-up fast nie mobilitätskostenoptimiert war und auch aktuell (noch) nicht ist. Auch wenn in unserem speziellen Fall dadurch keine wahnsinnig hohen Kosten verursacht werden. Was ist das Problem?
Vor ungefähr 20 Jahren haben mein Mann und ich in der gleichen Agentur gearbeitet und hatten eine Wohnung, von der man gut auch mit dem Fahrrad zur Arbeit hätte fahren oder sogar zu Fuß gehen können. Die Kinderkrippe unseres Sohnes lag um die Ecke. Diverse Supermärkte, Bus- und S-Bahn-Anschluss waren zu Fuß 5 Minuten entfernt.
Dann habe ich den Arbeitgeber gewechselt, und musste morgens und abends durch die halbe Stadt pendeln. Als unser Sohn in den Kindergarten wechseln sollte, haben wir uns entschlossen an den Stadtrand „ins Grüne“ zu ziehen. Meine Pendelstrecke ging jetzt zwar in die andere Richtung, wurde aber nicht kürzer, und mein Mann pendelt seitdem wirklich quer durch die ganze Stadt. Das kann man deutlich smarter angehen.
Wohnort und/oder Arbeitgeberstandort optimieren
Mein erster Tip wäre daher, sich die Bereiche Wohnen und Mobilität einmal im Gesamtzusammenhang klar zu machen. Wenn du aktuell hohe Pendelkosten hast, überleg zumindest einmal, ob du diese Strecke durch eine Veränderung deines Wohnorts oder den Wechsel deines Arbeitgebers verkürzen kannst. Optimalerweise auf eine Distanz, die mit dem Fahrrad gut zu bewältigen ist.
Das hört sich vielleicht im ersten Moment total verrückt an. Und falls du schon lange in derselben Firma arbeitest, oder gerade ein Haus gekauft hast, für das noch langfristige Kredite laufen, sind die Opportunitätskosten möglicherweise zu hoch. Aber wenn du noch flexibel bist, mach dir die Alternativen zumindest einmal bewusst.
Denn letztlich kosten weite Strecken zur Arbeit – und auch zu Supermärkten etc. – ja nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Fach- und Führungskräfte in Deutschland finden laut einer aktuellen Studie von Stepstone Pendelzeiten von bis zu einer Stunde pro Strecke okay. Das sind zwei Stunden pro Tag.
Und nach meiner Erfahrung ist es gerne auch mal nur gefühlt eine Strecke von einer Stunde und in Wirklichkeit mehr, sobald die Bedingungen nicht absolut optimal sind. Gerade wenn jemand weit außerhalb wohnt. Die Kosten – und der mögliche Verzicht an Lebensqualität – fürs Pendeln sind also auch ein Aspekt, den du im Gegenzug zu günstigeren Mieten oder Kaufpreisen bei der Wohnortwahl berücksichtigen solltest.
Zum diesem Thema kann ich dir auch den Post „The True Cost of Commuting“ von Mr Money Mustache empfehlen. Und dabei sind die Benzinpreise in den USA noch deutlich günstiger als in Deutschland.
Wenn du unbedingt ein Auto brauchst
Da es nicht überall ein gutes ÖPNV-Angebot gibt und du die Preise des ÖPNVs nicht beeinflussen kannst, konzentriere ich mich hier auf den Kostenfaktor Auto. Und auch bei gut ausgebautem ÖPNV sparst du letztlich nur, wenn du ihn möglichst selten nutzt, und normalerweise zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs bist.
Falls du den Post von Mr Money Mustache gelesen hast, kennst du meinen nächsten Tip auch schon, das sehe ich nämlich genau so wie er: Wenn du unbedingt ein Auto brauchst (oder auf keinen Fall darauf verzichten möchtest), kauf dir keinen Neuwagen, sondern einen unspektakulären, älteren Gebrauchtwagen. Natürlich keinen Spritschlucker. Das gilt logischerweise für jedes Auto, wenn du deine Mobilitätskosten möglichst niedrig halten willst.
Den Kauf eines Neuwagens sehe ich aus zwei Gründen kritisch: Gegenüber einem gebrauchten Auto ist der absolute Kaufpreis hoch, so dass hier mehr Kapital gebunden wird. Und dies steht komplett im Missverhältnis zum hohen Wertverlust des Neuwagens in den ersten Jahren.
Muss (d)ein Auto ein Statussymbol sein?
Es gibt aber auch Menschen, die das rational verstehen, sich aber nur mit einem Neuwagen wohlfühlen. Zum Beispiel, weil sie Angst vor hohen Reparaturen bei Gebrauchtwagen haben. Ich habe zwar persönlich die Erfahrung gemacht, dass es auch bei Neuwagen massive Probleme geben kann, aber hier hat man natürlich umfassendere Garantieleistungen.
Falls es dir also so geht, würde ich mich für einen low(er)-cost-Anbieter wie Dacia oder Skoda entscheiden. Ich habe als Firmenwagen ein paar Jahre eine Skoda Oktavia gefahren und war damit sehr zufrieden. Und ich bin durchaus für Autos zu begeistern, meine Firmenwagen davor waren unter anderem der neue Beetle, bevor er in Deutschland offiziell auf dem Markt war, ein Audi TT und ein Audi Cabriolet. Aber das ist einfach keine Priorität mehr für mich. Ich fände es persönlich viel spannender neue Mobilitätskonzepte auszuprobieren, anstatt mich mit den Fixkosten für ein eigenes Auto zu befassen.
Leasing und Finanzierung
Und selbst bei aller Autobegeisterung sind aus meiner Sicht Leasing- und Finanzierungsmodelle no-gos für Privatnutzer. Auch hier gibt es natürlich andere Meinungen, du solltest aber ehrlich rechnen, wenn du solche Modelle in Betracht ziehst. Letztlich wollen Leasinggeber und Banken einen Gewinn machen, und das führt in der Regel eben nicht zu win-win-Situationen. Bei einer Finanzierung nimmst du einen Kredit auf ein Wirtschaftsgut auf, das schon einen Wertverlust hat, sobald du damit vom Hof des Händlers fährst.
Kauf und Betrieb eines Autos verursachen an sich schon hohe Kosten. Hierauf noch Kosten für Finanzierungsmodelle zu packen, lässt dir weniger Spielraum, in deine finanzielle Unabhängigkeit zu investieren. Du musst entscheiden, was dir wichtiger ist.
Spätestens im (Early) Retirement optimieren
Wir haben aktuell zwei Autos. Den Firmenwagen meines Mannes, der als geldwerter Vorteil versteuert werden muss, und einen 21 Jahre alten Gebrauchtwagen. Den haben wir vor 10 Jahren gekauft, als ich kurz freiberuflich gearbeitet habe. Mein Mann braucht sein Auto häufig für den Job, aber auch der Weg zur und von der Arbeit ist mit dem ÖPNV deutlich länger.
Ich nutze mein Auto extrem selten. So selten, dass ich aufpassen muss, es genug zu bewegen. Der Supermarkt, bei dem wir hauptsächlich einkaufen, ist weniger als 10 Minuten zu Fuß entfernt, Bäcker, Apotheke, Drogeriemarkt, Friseur, diverse Ärzte genauso. Es gibt in unserem beschaulichen Ortskern sogar ein Mini-Kaufhaus.
Im Ortskern liegt auch die Bushaltestelle mit Anbindung zur U-oder S-Bahn, je nachdem welche Richtung gerade günstiger ist. Zum Discounter und zum Bioladen mit angebundenem eigenen Gemüseanbau kann ich in 25 Minuten zu Fuß gehen oder in 10 Minuten mit dem Fahrrad fahren.
Gleichzeitig wohnen wir zwischen zwei Naturschutzgebieten, und müssen nur über die Straße und ein kleines Waldstück gehen, und sind dann in ein paar Schritten am Alsterlauf und Alsterwanderweg. Dort kann man wandern, mountainbiken, oder Kanu fahren. Daneben gibt es diverse Reitställe, einen Tennisplatz, einen Sportverein, und und und….. Also eine Lage mit sehr hoher Freizeitqualität, ohne einen Meter mit dem Auto fahren zu müssen.
Her mit den Mobilitätslösungen
Leider sind Carsharing-Angebote wie Car2go und Drive-now in unserem Stadtteil noch nicht verfügbar. Wenn dies der Fall wäre, würde ich wahrscheinlich auch jetzt schon komplett auf ein eigenes Auto verzichten. Ich finde die zukünftige Entwicklung von Mobilitätslösungen sehr spannend und möchte gerne Teil davon sein.
Mein Mann wird aber mit ziemlicher Sicherheit nie auf ein eigenes Auto verzichten wollen. Jeder definiert Freiheit ja auch subjektiv. In jedem Fall werden wir aber mit einem Auto auskommen, wenn wir beide nicht mehr arbeiten. Und das können wir genau so sparsam nutzen, wie ich es aktuell mit meinem Auto mache. Wir sind mit unserem (Early) Retirement-Setup was das angeht also deutlich smarter aufgestellt als in der aktuellen Situation.
Aber besser so, als andersherum ;-)…
Hast du noch weitere Tips? Dann teil diese doch gerne in den Kommentaren.
Katrin / Financial Independence Rocks.
2 Comments
Ivi
June 8, 2020 at 11:05 pmHey Katrin, klicke mich gerade durch deinen tollen Blog.
Ich denke, die perfekte Lösung sind standortgebundene Carsharingangebote. Die Kosten sind fair und man hat ein breites Portfolio an Fahrzeugtypen zur Verfügung.
Viele Grüße
Ivi
Financial Independence Rocks!
June 9, 2020 at 9:30 amHallo Ivi,
danke fürs Kommentieren und freut mich total, dass mein Blog Dir gefällt!
In Köln habe ich sehr zentral, und um die Ecke von einem festen Standort gewohnt, so eine Situation ist natürlich ideal. Als Familie am Stadtrand, zum Beispiel bei uns in Hamburg, wird’s leider oft schwieriger. Wohl auch ein Nachfrage-Angebots-Henne-Ei-Problem…
Viele Grüße
Katrin