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Gib weniger aus, als du einnimmst (1) – Wohnen

Wenn du die finanzielle Unabhängigkeit von einer traditionellen bezahlten Arbeitsstelle erreichen willst, gibt es ein ganz einfaches Prinzip: Gib weniger aus, als du einnimmst, investiere die Differenz, und wiederhol das Ganze, bis du dein Ziel erreicht hast.

Leichter gesagt als getan? Das kann sich auf jeden Fall erst einmal so anhören. Deshalb möchte ich hier mit dir teilen, wie wir deutlich unter unseren Möglichkeiten leben, ohne das Gefühl zu haben, uns fehlt etwas.

Ein Punkt vorweg: wenn du aktuell wenig verdienst, oder als Alleinverdiener mit durchschnittlichem Gehalt eine Familie versorgen musst, wirst du wahrscheinlich relativ wenig Spielraum bei den Ausgaben haben. In diesem Fall macht es für dich sicher Sinn nach Möglichkeiten zu suchen, dein Einkommen oder das Einkommen eurer Familie zu erhöhen, z.B. über Weiterqualifizierung oder einen Nebenjob. Vielleicht gibt es aber trotzdem das eine oder andere aus meinen Erfahrungen, das dich inspiriert.

 

Auch Gutverdienern kann sparen schwer fallen

Tatsächlich fällt es häufig aber gerade Menschen mit sehr guten Gehältern schwer, unterhalb ihrer Möglichkeiten zu leben. Oft hat das damit zu tun, dass mit einem bestimmten Job-Status auch ein bestimmter Lebensstil assoziiert wird. Haus(kredit), Auto(kredit), Urlaube und so weiter wachsen dann mit dem Gehalt. Und die Differenz, die in eine finanzielle Unabhängigkeit investiert werden könnte, bleibt klein oder ist gar nicht vorhanden – man verlässt sich auf sein hohes Gehalt, das schon weiter fließen wird.

Um zu erkennen, wo du deine Ausgaben senken kannst, musst du natürlich zuerst einmal wissen, wie viel du überhaupt pro Monat ausgibst.

Wenn das klar ist, kannst du dir die unterschiedlichen Kategorien deiner Ausgaben genauer daraufhin anschauen, wo sich Sparpotential verstecken könnte.  Dabei ist wichtig, dass das Ergebnis ein Lebensstil bleibt, mit dem du dich dauerhaft wohlfühlst. Eine Ausnahme: Falls du aktuell noch Konsumschulden hast, solltest du alle Ausgaben auf das allernotwendigste zurück fahren, bis diese Schulden getilgt sind.

Okay, und jetzt geht’s ans Eingemachte.

Deutsche Haushalte geben ca. 35% ihr Gesamtausgaben für Wohnen aus, ca. 14% für Nahrungsmittel, und weitere 14% für Verkehr/Mobilität.

Schau mal, ob das auch bei dir die größten Posten sind. Wahrscheinlich ja. Fangen wir also damit an.

 

Wie kannst du deine Ausgaben für’s Wohnen senken?

Eine recht offensichtliche Möglichkeit ist es, in deiner Stadt/Region dorthin zu ziehen, wo Mieten und Immobilienpreise unterdurchschnittlich hoch sind. Gerade in Großstädten gibt es angesagte Stadtteile, in denen „alle“ wohnen wollen. Und es gibt die langweiligen Stadtteile, oder Viertel mit einer Bewohnerstruktur, die als weniger attraktiv empfunden wird.

Oder Ortsteile, die „auf der falschen Seite“ eines Flusses, einer Straße oder auch nur einer imaginären Grenze liegen. Köln oder Hamburg sind klassische Beispiele hierfür. Dabei können die Stadtteile „auf der falschen Seite“ genau so zentral oder sogar dichter an der Innenstadt liegen als begehrtere Stadtteile.

Interessanterweise finden dann Zugezogene diese Stadtteile häufig völlig okay, die Ablehnung einer bestimmten Wohngegend ist oft über lange bestehende Vorurteile Alteingesessener geprägt. Wenn du dich für ein ganz normales Wohnumfeld ohne Wow-Faktor entscheidest, hast du außerdem den Vorteil, dass du weniger leicht das Gefühl hast, in irgendeiner Form mit deinen Nachbarn “mithalten” zu müssen.

Natürlich sollst du dich da, wo du wohnst, wohl und sicher fühlen. Das ist aber eine subjektive Einschätzung. Bilde dir also dein eigenes Urteil.

 

Wohnraum teilen

Neben der Wahl der Wohnlage habe ich einen ganz simplen Tip für dich, den wir auch genau so selbst befolgt haben. Entscheide dich dafür, weniger Wohnraum zu nutzen, als es inzwischen in Deutschland normal ist. Bei uns hat sich die durchschnittliche Wohnfläche pro Person seit den 1960er-Jahren verdoppelt.

Nach meiner eigenen Erfahrung kann man dies in jeder Lebensphase umsetzen. Am einfachsten ist es natürlich während der Ausbildung und zu Anfang des Berufslebens, da sich dann noch keine „Lifestyle-Inflation“ eingeschlichen hat. Ich habe während des Studiums in einer WG gewohnt, unser Sohn hat als Berufseinsteiger gerade ein einzelnes Zimmer in einer Wohnung gemietet, Küche und Bad werden von den Bewohnern gemeinsam genutzt. Das ist sicher die günstigste Möglichkeit.

Es gibt auch immer wieder Projekte z.B. von Baugemeinschaften, in denen Konzepte mit relativ kleinem persönlichem Wohnraum in Kombination mit gemeinschaftlich genutzten Flächen umgesetzt werden. Manchmal ist dies auch mit generationsübergreifendem wohnen verbunden. Nicht alle Baugemeinschaften bauen nur für Selbstnutzer, es gibt auch Baugemeinschaften für Mieter oder gemischte Modelle. Schau einfach mal, was in deiner Region angeboten wird.

 

Kleiner wohnen

Aber auch wenn das Teilen einer Wohnung mit anderen nichts (mehr) für dich ist, kannst du sparen, wenn du dich nicht am deutschen Durchschnitt orientierst. Ich habe in Paris gearbeitet, wo die meisten Leute, die ich kannte, in für deutsche Verhältnisse kleinen Wohnungen wohnten. Die Lebensqualität war aber sicher nicht schlechter als in Deutschland.

Dementsprechend fand ich es bei meiner Rückkehr nach Deutschland komplett normal als kleine Familie – unser Sohn war gerade geboren – in eine 2 1/2 –Zimmer-Wohnung mit gut 60 qm Wohnfläche einzuziehen. Für uns hat das später nicht mehr gereicht, weil wir als beide Vollzeit-Berufstätige zur Unterstützung einige Jahre lang Au-pairs in unsere Familie aufgenommen haben. Da brauchten wir ein weiteres Zimmer.

 

Downsizen

Aber auch dann sind wir in einem Reihenhaus mit 110 qm Wohnfläche unter unseren Möglichkeiten geblieben. Nachdem unser Sohn jetzt auszieht, haben wir für meinen Geschmack in der Zukunft sogar ein Zimmer zu viel. Wenn du zur Miete wohnst, kannst du dir nach dem Auszug von Kindern wieder eine kleinere Wohnung suchen.

Falls du in einer Region mit stark gestiegenen Mieten lebst und regional gebunden bist, ergibt sich bei einer kleineren Wohnung eventuell kein Einspareffekt. Je nachdem wie die lokale Nachfrage aussieht, kann es dann sinnvoller sein, so ein „Extra-Zimmer“ als zusätzliche Einnahmequelle zu nutzen und es z.B. an einen Studenten oder über AirBnB zu vermieten.

 

Geo-Arbitraging

Dann gibt es noch eine Möglichkeit, die ich persönlich sehr spannend finde. Sie lässt sich innerhalb von Deutschland aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen aber nicht ganz so gewinnbringend umsetzen wie in den USA: “Domestic Geo-Arbitraging”.

Grundsätzlich ist mit „Geo-Arbitraging“ der Kosten-/Ausgaben-Vorteil gemeint, den man erzielt, wenn man seine Einnahmen in der (stärkeren) Währung (s)eines (Heimat)landes erzielt, während man in einem anderen Land lebt, das niedrige Lebenshaltungskosten hat.

Klassisches Beispiel wären die USA versus Mexiko. Oder deutsche Rentner, die nach Mittel-/Osteuropa ziehen. Aber gewisse Unterschiede in den Kosten gibt es auch innerhalb eines Landes.

Besonders interessant ist dies in Amerika durch die unterschiedliche Einkommensbesteuerung und Mehrwertsteuersätze in den verschiedenen Bundesstaaten. In Deutschland gibt es trotz der föderalen Struktur diese Steuerunterschiede in den meisten Bereichen nicht – eine interessante Ausnahme ist die Grunderwerbssteuer. Trotzdem gibt es natürlich auch innerhalb von Deutschland Unterschiede in den Lebenshaltungskosten und in kommunalen Steuern und Gebühren.

Wenn du nicht ortsgebunden bist, kannst du also auch über Geo-Arbitraging dein Sparpotential – und das nicht nur beim Wohnen –  vergrößern. Eine zeitlang in einem anderen Land oder einer anderen Region zu wohnen ist ganz neben dem Kostenaspekt eine Bereicherung. Ich kann dir das auf Basis meiner eigenen Erfahrungen nur empfehlen. Warum also nicht einfach mal ausprobieren?

 

Hast du noch weitere Tips? Dann teil diese doch gerne in den Kommentaren.

Katrin / Financial Independence Rocks.

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